SMED: Rüstzeitreduzierung und choreographierte Rüstvorgänge


Entstehung

Shigeo Shingo begann 1950 in Japan das Konzept der Rüstzeitreduzierung zu formulieren. Eine seiner ersten Arbeiten an einer 800 Tonnen schweren Karosseriepreßform brachte ihn auf den Gedanken, interne Rüstvorgänge in externe umzuwandeln. Er führte seine Pionierarbeit während der 50er und 60er Jahre fort (SMED-Methode) und erntete später durch seine Bücher zu diesem Thema weltweite Anerkennung.

Definitionen

Die Rüstzeitreduzierung (SMED=Single Minute Exchange of Die) ist eine systematische Vorgehensweise zur Verringerung der Rüstzeiten einer Maschine (siehe Einfache Bestückung von Maschinen).

Shingo legt besonderen Wert auf das Ziel "eine Minute", um dem Management die Augen zu öffnen und den Status Quo nicht als gegeben hinzunehmen.

Weiterhin definierte er Rüstzeit als "Die Zeit die benötigt wird, um von einem Produkt auf ein anderes zu wechseln und bei voller Arbeitsgeschwindigkeit der Maschine einwandfreie Produkte herzustellen". Eine Umrüstung beginnt, wenn das letzte Teil eines Loses verarbeitet ist und endet, wenn das erste i.O.-Teil des neuen Loses bei voller Machinengeschwindigkeit produziert wurde. Somit gehört auch das Einstellen der Maschine für das Erreichen des Qualitätsstandards zur Rüstzeit.

Einführung der Methode

Die SMED-Methode besteht aus fünf Schritten:

  1. Beobachtung und Messung

    Zuerst wird in der Produktion ein Rüstvorgang von Anfang bis Ende komplett beobachtet und analysiert. Der Rüstgang sollte von einem Teammitglied auf Video festgehalten werden, damit er später, losgelöst vom Geschehen, nochmals betrachtet werden kann. Anschließend müssen die einzelnen Vorgänge und Elemente der Umrüstung möglichst detailliert zu Papier gebracht werden.

  2. Trennung von internen und externen Rüstanteilen

    Der interne Rüstanteil beinhaltet jene Rüstvorgänge, die nur bei Maschinenstillstand ausgeführt werden können. Externe Rüstanteile können auch bei laufender Maschine durchgeführt werden. Zu diesem zweiten Schritt gehört die Aufteilung der festgehaltenen Rüstelemente in interne bzw. externe Maßnahmen nach obiger Definition.

  3. Umwandlung von "Intern" zu "Extern"

    Nun sollte das Team darüber nachdenken, wie jedes der internen Elemente in ein externes Element umgewandelt werden kann, um damit die internen Rüstanteile so gering wie möglich zu halten. Hier sollten bekannte Brainstorming Techniken benutzt werden.

  4. Rationalisierung der internen Elemente

    Im vierten Schritt sollte das Team nun Mittel und Wege finden, die verbliebenen internen Elemente (die nicht in externe Elemente umgewandelt werden können) zu rationalisieren.

  5. Standardisierung und Verbesserung

    Nun wird ein neuer Standard für Rüstvorgänge aufgestellt der alle vom Team erarbeiteten Verbesserungen enthält. Der Standard legt präzise die Reihenfolge der Vorgänge fest die von den Mitarbeitern einzuhalten sind. Dieser Vorgang wird auch als "Choreographie" bezeichnet.

Dann wird ein erneuter Rüstvorgang mit der neuen Methode durchgeführt.

Die ersten vier Stufen werden so lange wiederholt bis alles getan wurde um die Rüstzeiten zu reduzieren. Nach jedem Durchlauf wird dabei die neue Methode mit Hilfe eines verbesserten Standards festgehalten.

Vorteile von SMED

Die konsequente Anwendung von SMED führt zu einer signifikanten Verkürzung der Rüstzeit. Das erlaubt eine systematische Verringerung der Losgrößen, und damit eine Reduzierung der Bestände. Die Produktivität wird erhöht, da sich der Anteil der Produktionszeit erhöht. Ausschuß wird reduziert, da Maschineneinstellungen und Versuchsläufe zunehmend unnötig werden. Die Lieferfähigkeit wird verbessert, da Rüstzeiten nur noch geringe Auswirkungen auf die Durchlaufzeit haben.

SMED erhöht die Rentabilität durch eine Produktion ohne Bestände und verbessert Kundenzufriedenheit durch mehr Flexibilität, bessere Liefertreue und reduzierte Wiederbeschaffungszeiten.