Statistische Prozeßregelung (SPC = Statistical Process Control)


Einführung

Obwohl das Konzept seinen Ursprung bereits in der Arbeit von Shewhart bei den Bell Laboratorien im Jahre 1923 hat, ist SPC erst im Laufe der letzten Jahre zu einem Schlagwort in der modernen Industrie geworden.

Nachfolgend möchten wir einen Überblick bezüglich des SPC-Konzepts und seiner Einführung verschaffen, und einige damit verbundene Probleme aufzeigen.

Wir wollen uns hauptsächlich auf die zugrunde liegenden Prinzipien von SPC konzentrieren, und wertvolle Anregungen für den Start, die Einführung und die Entwicklung der Techniken vermitteln. Auch die Rolle des Managements bei der effektiven Verwendung von SPC wird eingehend dargestellt.

Was genau ist SPC ?

Unter SPC versteht man die Regelung oder das Management von Prozessen durch die Anwendung von Statistik bzw. statistischen Methoden. Vielleicht entstand aufgrund dieser allgemeinen Definition, oder dem generell mangelhaften Verständnis des Themas, bei einigen eine irrige Meinung bezüglich der Anwendbarkeit und des Nutzens von SPC.

Es gibt vier grundsätzliche Anwendungen von SPC:

  1. Die Stabilität eines Prozesses zu erreichen und sichern
  2. Als Orientierungshilfe, um den Prozeß durch eine Verringerung der Steuung zu verbessern
  3. Zur Bewertung der Prozeßleistung
  4. Zur Bereitstellung von (Hintergrund)informationen für Managemententscheidungen

SPC konzentriert sich auf die Regelung, Fähigkeit und Verbesserung des Prozesses. Voraussetzung hierfür ist jedoch die korrekte Anwendung in einem Arbeitsumfeld, das dem Ziel der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung dient, und in dem alle Mitarbeiter vollständiges Engagement beweisen.

Aufgabe des oberen Managements ist, die idealen Voraussetzungen hierfür zu schaffen. Das obere Management muß allen Beteiligten die notwendige Unterstützung zukommen lassen und Antriebsmotor für die Erreichung des Ziels sein.

Beachten Sie bitte, daß die Anwendung von SPC an sich keine Probleme lösen kann. Die Regelkarten spiegeln lediglich die "Stimme des Prozesses" wider und möglicherweise wird Ihnen die SPC-Methode nur bestätigen, daß tatsächlich ein Problem vorliegt.

Um die effektive Einführung von SPC zu ergänzen, können noch viele zusätzliche Management Qualitätswerkzeuge und Techniken benutzt werden, um diesen Prozeß zu unterstützen. Diese Werkzeuge können bereits vor der SPC-Einführung zum Einsatz kommen, oder aber zeitgleich genutzt werden, um die Analysen zu erleichtern. Wird SPC korrekt angewandt, vermitteltet es zwar klare Hinweise bezüglich der Größe der vorhandenen Streuung (Probleme), allerdings wird es nicht die Ursache für diese auftretenden Phänomene liefern. Die Anstrengungen des Managements und die technischen Maßnahmen sollten auf die Ursachenfindung, und damit auf die beständige Verringerung der Streuung abzielen.

Der Einführungsprozeß

Die Richtlinien zur SPC-Einführung werden nachfolgend aufgezeigt. Diese Richtlinien sind von führenden Unternehmen erprobt, und führen bei genauer Einhaltung zum Erfolg.

Bewußtsein und Engagement des oberen Managements

Das Bewußtsein und Engagement des oberen Managements für die korrekte und effektive Anwendung von SPC, sind Schlüsselfaktoren für den Erfolg des Einführungsprozesses. Grundlegende Bedingung ist, daß das Managementteam Träger des Prozesses ist, ihn unterstützt, offiziell genehmigt und abzeichnet, ehe irgendwelche weiteren Schritte eingeleitet werden.

Einführung eines Steuerungskomitees

Dieses Steuerungskomitee muß unbedingt aus Mitgliedern des Managements zusammengesetzt sein. Idealerweise sollte der Werksleiter den Vorsitz übernehmen.

Die Hauptverantwortlichkeiten eines Steuerungsteams basieren auf:

  1. Planung des Einführungsprozesses
  2. Organisation des unternehmensweiten Trainigsprogrammes
  3. Entwicklung der Diagnose- und Verbesserungsmaßnahmen
  4. Bereitstellung und Management der wichtigen und notwendigen Ressourcen
  5. Einführung einer unterstützenden Struktur für die Verbesserungen
  6. Schaffung eines geeigneten Arbeitsumfeldes für SPC

Ernennung und Entwicklung eines SPC-Paten

Die Ernennung eines Paten sollte bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt des SPC-Einführungsprozesses geschehen. Hierfür wäre es ideal, wenn diese Person aus dem Management käme, zu 100% verfügbar wäre und über ausgezeichnete menschliche und technische Fähigkeiten verfügen würde. Es wird eindringlich empfohlen, das der SPC-Pate ein "Train the Trainer Programm" absolviert, mit der Zielsetzung, das erworbene Wissen kaskadenförmig an alle Mitarbeiter weiterzugeben und es dem Unternehmen langfristig zu erhalten.

Zu den Hauptaufgaben eines SPC-Paten gehören:

  1. Sicherstellen daß jeder in der Firma über sämtliche Fortschritte und Entwicklungen des Programmes auf dem laufenden gehalten wird.
  2. Strategieentwicklung, um den Prozeß der Qualitätsverbesserung voranzutreiben.
  3. Fortschrittsüberwachung in den Bereichen sowie Hilfestellung für die Mitarbeiter wann immer dies nötig ist.
  4. Vorbereitung und Überwachung von Schulungen in SPC und verwandten Management- und Qualitätswerkzeugen.
  5. Einführung von SPC-Anwendungen in Pilotbereichen.
  6. Hilfestellung bei sämtlichen Aspekten in Bezug auf Darstellung und Analyse der SPC-Daten.
  7. Teilnahme an Sitzungen und Workshops zur Verbesserung des Qualitätsbewußtseins und der Qualität
  8. Analyse der verfügbaren Indikatoren, um in regelmäßigen Abständen ein objektives Bild der erzielten Vorteile aufzeigen zu können, die aus den Prozeßverbesserungen entstanden sind.

Planung und Durchführung eines Trainingsprogrammes

Wie bereits angesprochen, sollte die Ausbildung mit dem "Train the Trainer Programm" des Paten beginnen. Anschließend würde der Pate alle Ausbildungs- und Trainingsabschnitte durchführen, welche den definierten Bedürfnissen oder Erfordernissen der Implementierungsphase entsprechen.

Auswahl eines Bereiches für ein Pilotprogramm

Aufgrund von unternehmensinternen Marketingzwecken sollte ein Pilotbereich, unter dem Aspekt die Methode unter Beweis zu stellen, ausgewählt werden. Von hier aus wird dann die weitere SPC-Einführung durchgeführt. Wenn Sie sich für einen Bereich entscheiden, wählen Sie den derzeit "stabilsten" Prozeß, in dem eventuell bereits im Vorfeld Anstrengungen bezüglich der SPC-Einführung unternommen wurden, und somit die wichtigsten Vorarbeiten (soweit dies möglich war) bereits erledigt wurden.

Dieses Vorgehen wird es dem Unternehmen ermöglichen, seine Planung bezüglich der Einführung sorgfältig zu überprüfen und zudem erlauben, wertvolle Daten zu allen potentiellen und möglichen Stolpersteinen zusammenzutragen.

Ausdehnung des Programmes und Erhaltung des Leistungsniveaus

Nach der erfolgreichen Einführung im Pilotbereich und der Überprüfung mit Hilfe von regelmäßigen Einführungsaudits kann das Projekt auf die verbleibenden Gebiete ausgedehnt werden, einschließlich der sogenannten indirekten und administrativen Bereiche.

Häufig vorkommende Schwierigkeiten bei der Einführung von SPC

Unsere breite Erfahrung zeigt immer wieder, daß die meisten Unternehmen mit größeren Problemen bei der Einführung und Entwicklung von SPC konfrontiert werden. Meist sind diese Probleme hausgemacht. Viele Unternehmen weisen die Tendenz auf, die Einführungsphase zu schnell zu durchlaufen. SPC-Programme sind jedoch längerfristig ausgelegt und sollten auch als solche vom Management akzeptiert werden.

Das Ziel der Anwendung von SPC ist sehr einfach: Die Reduzierung der Streuung von Prozessen. Dies geschieht indem ermittelt wird ob sich der Prozeß innerhalb der statistischen Verteilung befindet. Ist dies nicht der Fall, muß er durch die Beseitigung der speziellen Ursachen von Streuungen in die Kontrollgrenzen zurückgeführt werden. Schließlich kann SPC auch noch als Hilfsmittel zur Reduzierung der allgemeinen Streuungen herangezogen werden. Dieser Zweck wird jedoch oftmals vergessen. Viele Firmen erliegen der Versuchung SPC lediglich als externes Marketingwerkzeug zu verwenden, um den entsprechenden Kundenanforderungen nachzukommen, oder der Firmenpolitik gerecht zu werden. Von diesem Vorgehen ist unbedingt abzuraten, da dies für eine spätere SPC-Einführung sehr hinderlich wäre. Eine solche Haltung führt zu Mißtrauen bei den Mitarbeitern und fördert deren Einstellung, SPC als weiteres Schlagwort ohne Bedeutung anzusehen.

Die nachfolgende Liste zeigt die häufigsten Schwierigkeiten oder Widersprüche bei der Einführung von SPC, die wir durch weitgefächerte Umfragen in führenden Firmen zusammengetragen haben (nicht notwendigerweise in der Reihenfolge des Auftretens oder Grad der Wichtigkeit):

Spezielle Hindernisse bei der Einführung von SPC können sein:

SPC sollte nicht nur als Möglichkeit zur Bereitstellung von Regelkarten gesehen werden, die das Management verwendet, um den Kunden zu suggerieren, daß positive Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung eingeleitet wurden. Wenn sich das obere Management bereits vor der SPC-Einführung dieser Schwierigkeiten bewußt ist, kann SPC erfolgreich implementiert werden.

Es ist klar, daß die meisten Hindernisse zur erfolgreichen Einführung von SPC durch ungenügende Unterstützung, fehlendes Bewußtsein, Verstehen, mangelhafte Einbindung und Führung (beim Top- und Mittleren Managment) entstehen. Obwohl SPC eine "bottom-up" Aktivität ist, benutzt von Leuten verantwortlich für die Regelung von Prozessen, muß das Managment seine Unterstützung und seine Aufgabe zur Qualitätsverbesserung ernst nehmen.